Montag, 20. Februar 2017

Platzkonzert



von Fragolin

Während in Deutschland die Emotionen hochkochen, weil der Falsche es gewagt hat, ein Denkmal an die dunkelsten Kapitel der Geschichte als „Denkmal der Schande“ zu bezeichnen (Augstein und Walser waren eben die Richtigen, in Deutschland spielt es schon lange keine Rolle mehr, was gesagt wird, sondern nur noch, wer es sagt) wird in Österreich die spezielle alpenländische Umgangsweise mit Geschichte gepflegt: Aus der SPÖ kommt ein Vorstoß, den „Heldenplatz“ umzubenennen, weil dort Adolf Hitler unter dem Jubel zehntausender Österreicher den Anschluss der Ostmark „heim ins Reich“ verkündete. Es ist nicht ganz klar, was genau jetzt der Punkt ist, den die Roten, die ja bekanntermaßen nach der Hitlerei ein Auffangbecken vieler brauner Genossen wurden, jetzt aus dem gestrengen Blick der Historienwächter tilgen wollen: dass Hitler dort seine Rede gehalten hat oder dass so auffällig viele der heimtückisch in das Deutsche Reich geprügelten Österreicher begeistert darüber jubelten. Fakt ist, dass auch nach einem Umbenennen (wie Strache ätzte, in „Karl-Marx-Platz“ oder „Refugees-welcome-Platz“; man könnte natürlich auch „Sultan-Süleiman-Platz“ vorschlagen, warum den Blick nicht in die Zukunft lenken…) es immer noch der gleiche Platz wäre, wo die gleichen historischen Geschehnisse stattgefunden haben. Es ist dieser dumme konstruktivistische Irrglaube, durch ein anderes Wort andere Tatsachen zu schaffen, so eine Art autistischer Kreationismus, der eben aus Invasoren „Flüchtlinge“ macht, wenn man sie permanent so nennt.

Also, was soll die ganze Diskussion? Endlich mal wieder ein Thema aufkochen, das von den realen Grauslichkeiten der Jetztzeit ablenken soll? Aktivitäten vortäuschen, um abzulenken, dass diese Regierung, die seit Jahren in dumpfer Starre vor sich hinvegetiert, dazu übergegangen ist, in vorgetäuschter Arbeitsfülle starr vor sich hinzuvegetieren? Es gibt eine tausendjährige Geschichte Österreichs, Wien war der Sitz des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und eines Herrschers, in dessen Reich die Sonne niemals unterging – man muss ja nicht permanent in demütiger Bewunderung der eigenen Vergangenheit erstarren, aber dieser permanente Fokus auf die mit Abstand fürchterlichsten 7 Jahre der eigenen Geschichte hat schon etwas Krankes. Na gut, Sacher-Masoch war ja auch Österreicher, aber dieses beständige lustvolle Ausleben der fifty shades of brown hat schon was Lächerliches.

Wenn die Roten keine andere Aufgaben in der heutigen Zeit für dringender erachten, als scheibchenweise die Vergangenheit zu zerstückeln, während sie die Zukunft des Landes zerstören, dann muss man sich schon fragen: Wer wählt sowas?.

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